It never rains in Leipzig.

Das MdbK führt vor, wie Sexismus und Nazi-Ästhetik mit dem Bildungsauftrag zu rechtfertigen sind.

Eine Aus­stel­lung im Leip­zi­ger Mu­se­um der bil­den­den Küns­te ver­eint Na­zi-​Äs­the­tik mit plat­tem Se­xis­mus. Bei der Aus­stel­lungs­er­öff­nung am 12.​ Oktober wer­den Pro­tes­tie­ren­de mit Ge­walt von Pu­bli­kum und Se­cu­ri­ty aus dem Raum ge­drängt und eine Frau wird von einem Se­cu­ri­ty – Mit­ar­bei­ter se­xis­tisch be­lei­digt und ge­schla­gen. Der fol­gen­de Text ent­stand im Vor­feld.

„Auf den ers­ten Blick un­ge­wöhn­lich ist das Zu­sam­men­tref­fen der Künst­ler Ri­chard Mül­ler und Mel Ramos.“, so steht es im An­kün­di­gungs­text für die Aus­stel­lung „Die Schö­ne und das Biest“ im MdbK Leip­zig.

Aber un­ge­wöhn­lich ist über­haupt nichts an die­sem Zu­sam­men­tref­fen, weder auf den ers­ten noch auf den zwei­ten Blick. Ge­wöhn­lich ist viel­mehr diese Phra­se, wel­che Über­ra­schun­gen ver­spricht, wo le­dig­lich Kli­schees re­pro­du­ziert wer­den. Hier wür­den, wie der Mu­se­ums­di­rek­tor Schmidt lä­chelnd auf der Pres­se­kon­fe­renz ver­neh­men ließ, zwei Pro­du­zen­ten von Män­ner­phan­ta­si­en zu­sam­men­ge­bracht. Der eine, Ri­chard Mül­ler1, In­itia­tor der Dres­dner Vor­gän­ger­aus­stel­lung zur Ak­ti­on „Ent­ar­te­te Kunst“ von 1933 und NSDAP – Mit­glied bis 1936, drück­te seine Frau­en­feind­lich­keit ma­le­risch aus. In groß­for­ma­ti­gen Öl­ge­mäl­den und klei­ne­ren Gra­fi­ken sind häu­fig eine nack­te Frau und ein Tier zu sehen, und es ent­stan­den Bil­der mit Ti­teln wie: „Weib­li­cher Akt mit Schirm, eine Schild­krö­te ab­weh­rend.“ Die­ser Titel wäre lus­tig, wenn man die Ge­schich­te aus­blen­den könn­te. Wesen und nicht nur ein As­pekt die­ser Ge­mäl­de ist der of­fen­kun­di­ge Ver­such, die Frau als ge­fähr­li­che Ver­füh­re­rin zu stig­ma­ti­sie­ren und der phan­ta­sier­ten männ­li­chen Angst vor die­ser in der Be­herr­schung Aus­druck zu ver­lei­hen. Und der Bei­trag, den Mül­ler zur Ent­wick­lung des na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Kunst­ver­ständ­nis­ses und Kör­per­bil­des ge­leis­tet hat, wird auf per­fi­de Weise zu Guns­ten der Aus­stel­lung ge­wen­det. Nazi – Äs­the­tik aus­zu­stel­len heißt für das Mu­se­um, den Bil­dungs­auf­trag zu er­fül­len.

Mel Ramos, ein Pop-​Art-​Künst­ler der Ka­li­for­ni­schen Schu­le, malt eben­falls nack­te Frau­en, Frau­en mit oder auf gro­ßen fel­li­gen Tie­ren, nack­te Frau­en von vorn, von hin­ten und von der Seite, auf­ge­la­den mit dem was ein Mu­se­ums­di­rek­tor als ero­tisch ver­steht2 – durch die Nach­ah­mung fla­cher Wer­be­äs­the­tik als Ware ob­jek­ti­viert und im Zu­sam­men­spiel mit dem Tier zur Natur de­gra­diert. Die scha­blo­nen­haft dar­ge­stell­ten wei­ßen Frau­en3 sind Phan­ta­sie­fi­gu­ren. Hier ist keine iro­ni­sche Wen­dung, keine Dop­pel­deu­tig­keit oder Kri­tik ver­steckt – Mel Ramos malt ganz ein­fach das, was er meint, und stellt sich auch in In­ter­views ganz klar als Se­xist hin – das Pro­blem damit haben die An­de­ren.4 So­lan­ge es Leute gibt, die genau das, was Mel Ramos von Frau­en denkt, in ihren Wohn­zim­mern hän­gen haben wol­len, hat die­ser Künst­ler genug Re­le­vanz fürs Mu­se­um. Das Frau­en­bild der Künst­ler taugt, um Se­xis­mus aus­zu­buch­sta­bie­ren: Ei­ner­seits ist die kon­trol­lie­ren­de Frau zu sehen, die den Mann – oft per­so­ni­fi­ziert durch das Tier – an der Leine führt und durch ihre ero­ti­sche Macht ihrem Wil­len beugt. Die­ses Angst­bild ist eine Grund­la­ge von Frau­en­feind­lich­keit. In an­de­ren Bil­dern ist die Phan­ta­sie der ge­bän­dig­ten, ent­blöß­ten und wil­li­gen Frau zu sehen, die dem Mann nicht mehr ge­fähr­lich, son­dern zu Diens­ten ist. Das Tier im Bild ist in die­sen Fäl­len nicht ge­zähmt, son­dern be­droh­lich, und Bild­auf­bau und Sym­bo­lik im­pli­zie­ren Ver­ge­wal­ti­gungs­sze­na­ri­en. Hier wird die Phan­ta­sie der männ­li­chen Vor­herr­schaft im Blick des Künst­lers trans­por­tiert – ein As­pekt des männ­li­chen Künst­ler­ge­ni­us, gegen Fe­mi­nis­tin­nen be­reits in den 1960er Jah­ren re­bel­lier­ten und den man ei­gent­lich nicht mehr im Mu­se­um, we­nigs­tens nicht in Son­der­aus­stel­lun­gen zu sehen hoff­te. Denn ge­knüpft daran war immer eine Mar­gi­na­li­sie­rung weib­li­cher Po­si­tio­nen und pa­tri­ar­cha­le Struk­tu­ren in der Kunst­welt, mal ganz ab­ge­se­hen davon, dass diese Bil­der zur Kunst ge­adel­ter Aus­druck blan­ker Frau­en­feind­lich­keit sind – ste­reo­ty­pe Frau­en­bil­der in Öl. Wolf­gang Joops hin­zu­ku­ra­tier­te Af­fen­bil­der und Skulp­tu­ren sind nicht nur ex­trem kit­schig. Af­fen­büs­ten mit ver­gol­de­tem Lo­cken­kopf und mensch­lich an­mu­ten­den Brüs­ten ver­deut­li­chen noch­mal, worum es hier geht: die Nähe der Frau zum Tier. Der Gla­mour­fak­tor Joop sorgt für eine Auf­wer­tung der Aus­stel­lung.

Mu­sea­le Recht­fer­ti­gun­gen

Eine sol­che Aus­stel­lung zeigt, dass mit dem Bil­dungs­auf­trag des Mu­se­ums jede Schand­tat zu be­grün­den ist oder aber ein­fach nie­mand mehr nach­fragt, was ein Mu­se­ums­di­rek­tor und ein Ku­ra­tor mit ihren Räum­lich­kei­ten so an­stel­len. Die Recht­fer­ti­gungs­stra­te­gi­en des ver­ant­wort­li­chen Duos Di­rek­tor Schmidt und Ku­ra­tor Jan Ni­co­lai­sen spre­chen Bände.

Zu­nächst ein­mal ist deren ein­fa­che Be­grün­dung für eine Zu­sam­men­stel­lung se­xis­ti­scher Kunst mit Na­zi-​Äs­the­tik sinn­ge­mäß: Wir woll­ten das mal ma­chen. Glück­li­cher­wei­se, so Schmidt, tauch­ten bald Leih­ge­ber auf, die einen Ri­chard Mül­ler in ihrer Samm­lung haben – Wolf­gang Joop5 stellt als be­ken­nen­der Mül­ler-​Fan meh­re­re Werke zur Ver­fü­gung, wes­halb er auch seine Affen mit in die Aus­stel­lung brin­gen durf­te. Unter den Samm­lern sind so pro­mi­nen­te Deut­sche wie Ri­chard von Weiz­sä­cker oder Armin Mül­ler-​Stahl. Stolz zei­gen Samm­ler ihre alten Nazi – Schin­ken, die durch sol­che Aus­stel­lun­gen immer we­ni­ger als pro­ble­ma­tisch gel­ten. Be­zahlt wird das Ganze von der BMW Nie­der­las­sung Leip­zig.

Dass zwei Män­ner ihre Frau­en­bän­di­gungs­phan­ta­si­en in Öl gie­ßen mag ein Hobby sein, das nie­mand ihnen un­ter­sa­gen darf. Aber wie kommt ein Mu­se­um dazu, so etwas aus­zu­stel­len? Die Kunst­hal­le Tü­bin­gen, die Al­ber­ti­na Wien und die Villa Stuck in Mün­chen haben den Ka­li­for­ni­er Mel Ramos neu­lich ge­zeigt, so Schmidt stolz – wenn die gro­ßen Häu­ser es tun, dann wird das schon rich­tig sein, und ein Pro­vinz­mu­se­um möch­te nicht da­hin­ter zu­rück­ste­hen. In Leip­zig wird sogar noch eins drauf ge­setzt, indem man dem Se­xis­ten den Nazi da­ne­ben hängt und mit Hilfe des Gla­mour-​Fak­tor Wolf­gang Joop Jour­na­lis­t_in­nen und Be­su­cher_in­nen blen­det. Die Aus­stel­lung würde durch die­sem Zy­nis­mus her­vor­ra­gend als Sze­nen­bild für einen dy­s­to­pi­schen Sci­ence-​Fic­tion-​ Film tau­gen. Hier zeigt sich deut­lich, was den Dis­kurs in­ner­halb der Mu­se­ums­land­schaft be­stimmt, wie fahr­läs­sig ein Ur­teil über die Gel­tung von Künst­lern ge­fällt wird.

Die Frage an­ti­zi­pie­rend, wieso ein Na­zi­künst­ler und ein Ma­cho­künst­ler zu­sam­men aus­ge­stellt wer­den, hat man sich im Vor­feld ei­ni­ges ein­fal­len las­sen. Die harm­lo­se­re und in­halts­lee­re Er­klä­rung für die Aus­stel­lung der Ar­bei­ten Mel Ramos‘ lie­fert Di­rek­tor Schmidt auf der Pres­se­kon­fe­renz: Man müsse ein­fach die ka­li­for­ni­sche Sonne mal er­lebt haben, und einen Spa­zier­gang am Mus­cle Beach ge­macht haben, in die­sem Land, in dem es Pro­duk­te nur noch in XXL- Grö­ßen gebe – Stich­wort „Think Big!“ und ohne diese Er­fah­rung ließe sich ein Mel Ramos nicht ver­ste­hen. Das mag sein. Wer nicht ge­ra­de einen Son­nen­stich hat, könn­te an nack­ten ste­reo­ty­pen Frau­en, die sich auf gro­ßen, di­cken Zi­gar­ren rä­keln oder aus der Ver­pa­ckung eines Scho­ko­la­den­rie­gels her­aus­klet­tern, kri­tisch An­stoß neh­men.

Ri­chard Mül­ler, der zu kurz ge­kom­me­ne Maler

Un­an­ge­neh­mer wird es im Fall Ri­chard Mül­ler. Der Ka­ta­log zur Aus­stel­lung wird vom Ku­ra­tor als Bei­trag zur Auf­klä­rung ge­rühmt, denn hier wurde ein Hetz­ar­ti­kel ab­ge­druckt, den Mül­ler 1935 ver­fasst hat. Es wirkt, als stehe man mutig zu den Feh­lern, die der hier ho­fier­te Künst­ler in der Ver­gan­gen­heit ge­macht hat. Dass man damit einer al­ter­na­ti­ven Ver­öf­fent­li­chung die­ses Ar­ti­kels zu­vor­kom­men woll­te, ist wahr­schein­li­cher als das tat­säch­lich ver­sucht wurde, dem Ge­gen­stand ge­recht zu wer­den (dann hätte man den Ar­ti­kel ja ab­dru­cken kön­nen, die Bil­der aber im Depot las­sen müs­sen). Am Aus­stel­lungs­ein­gang ist eine Tafel an­ge­bracht, die über die Na­zi-​Ver­gan­gen­heit Mül­lers be­rich­tet, auch ein Video über die Dres­dner Aus­stel­lung von 1933 ist zu sehen. Mit die­sen Fei­gen­blät­tern wird kri­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung be­haup­tet, die aber durch das Ge­samt­kon­zept der Aus­stel­lung, das völ­lig af­fir­ma­tiv ist, über­haupt nicht ein­ge­löst wer­den kann. Wie soll­te auch durch die Zu­sam­men­stel­lung mit se­xis­ti­scher Kunst eine an­ge­mes­se­ne Be­schäf­ti­gung mit Na­zi-​Äs­the­tik er­mög­licht wer­den? Schon die Aus­stel­lung eines Na­zi­künst­lers ge­reicht dem Mu­se­um aber nach An­sicht des Ku­ra­tors zu Ehre. Nach den Wor­ten Ni­co­lai­sens müsse man sich nicht nur mit den „Hel­den“ der Kunst im Na­tio­nal­so­zia­lis­mus aus­ein­an­der­set­zen. (Mit „Hel­den“ meint er, ohne den Zy­nis­mus der Wort­wahl zu be­grei­fen, die­je­ni­gen Künst­ler der Klas­si­schen Mo­der­ne, deren Leben nach ihrer Dif­fa­mie­rung als „ent­ar­tet“ durch sol­che wie Mül­ler über­haupt nicht hel­den­haft ver­lief, die ins Exil, in die Armut oder in den Tod ge­trie­ben wor­den sind.) Man müsse sich, so Ni­co­lai­sen, auch mit denen, die „im Nach­hin­hein als mo­ra­lisch schlecht da­ste­hen“, den „Un­an­ge­neh­men“ be­schäf­ti­gen. Ri­chard Mül­ler ist so einer, aber of­fen­bar soll er uns des­halb leid tun: „Nach 1945 ließ die Kunst – und Kul­tur­po­li­tik der DDR unter dem Ein­fluss von Künst­lern und Kunst­his­to­ri­kern wie Hans Grun­dig und Fritz Löff­ler den als ´Na­zi­künst­ler´ Stig­ma­ti­sier­ten in Ver­ges­sen­heit ge­ra­ten.“6 Wie man einen Nazi als Nazi stig­ma­ti­sie­ren kann, bleibt un­klar. Und warum man einen sol­chen heute er­in­nern und mit einer Aus­stel­lung adeln muss, er­klärt Ni­co­lai­sen auch nicht. Aber wahr­schein­lich hat es ein­fach schon ein an­de­res gro­ßes Mu­se­um getan.

Die Leip­zi­ger „Aus­ein­an­der­set­zung“ ist das denk­bar schlech­tes­te Bei­spiel für den Um­gang mit Na­zikunst. Das MdbK be­tei­ligt sich ge­ra­de an einem Pro­jekt über Al­fred Flecht­heim, ein jü­di­scher Kunst­händ­ler der klas­si­schen Mo­der­ne, der als Opfer der Ak­ti­on „Ent­ar­te­te Kunst“ emi­grie­ren muss­te, aus des­sen Be­stän­den sich die Nazis räu­be­risch be­dient haben und des­sen Frau sich 1941 an­ge­sichts der dro­hen­den De­por­ta­ti­on das Leben nahm. Wie aus Hohn liegt die Bro­schü­re zum Flecht­heim-​Pro­jekt der Pres­se­map­pe zur Mül­ler-​Ra­mos Aus­stel­lung bei. Die Blind­heit für frau­en­feind­li­che Ste­reo­ty­pe und die Un­be­darft­heit in der „Aus­ein­an­der­set­zung“ mit Na­zikunst kon­zen­triert sich im Bild „Circe“ von Ri­chard Mül­ler, das vom Ku­ra­tor ganz be­wusst zen­tral ge­hängt wurde. Die­ses Bild ent­stand 1933. Zu sehen ist das an­ti­ke Motiv der Circe, eine Zau­be­rin, die in der Odys­see Män­ner an­lockt, um sie in Schwei­ne zu ver­wan­deln. Damit ist Circe ein kul­tu­rel­ler Ste­reo­typ der männ­li­chen Angst vor der ero­ti­schen Kon­trol­le, die Frau­en zu­ge­schrie­ben wird. Dies sei zwar, so Ni­co­lai­sen, kein kri­ti­scher Kom­men­tar Mül­lers zum Na­tio­nal­so­zia­lis­mus – was auch über­ra­schend wäre, denn der Künst­ler war schließ­lich Nazi. Aber 1933 wurde, so der Ku­ra­tor, „ganz Deutsch­land durch Hit­ler ver­führt“ – die Ver­füh­rung an sich, die Ver­wand­lung von Men­schen in Schwei­ne durch eine Frau mit ma­gi­schen Kräf­ten, werde im Bild „Circe“ all­ge­mein the­ma­ti­siert. Die Frau wird hier also nicht nur als Ob­jekt, als Wer­be­mit­tel, als Tier, als schmie­ri­ge Her­ren­phan­ta­sie, son­dern auch als Hit­ler-​Al­le­go­rie und gleich­zei­ti­ge Ent­schul­di­gung für „ganz Deutsch­land“ dar­ge­stellt. So etwas muss man erst­mal Zu­stan­de brin­gen.

Eine Aus­stel­lung als Zeit­rei­se

So ler­nen wir aus der Aus­stel­lung, was Frau­en in den Augen der Künst­ler und Ku­ra­to­ren alles sein kön­nen. Da gibt es kei­ner­lei Bruch, keine kri­ti­sche Ein­ord­nung, nur ein paar Ali­bi-​Do­ku­men­te und Vi­de­os, die ge­ra­de so einen Zeit­be­zug her­stel­len – der Titel der Aus­stel­lung, „Die Schö­ne und das Biest“, macht klar, dass es hier um eine Af­fir­ma­ti­on der Frau­en­dar­stel­lun­gen geht. Die Aus­stel­lung ist ein Tief­punkt des oh­ne­hin oft un­kri­ti­schen Um­gangs mit Bil­dern in der Kunst­welt und lässt schon wie­der die Frage re­le­vant wer­den, wozu wir ei­gent­lich Mu­se­en brau­chen. Durch die tra­di­tio­nel­le Hän­gung und Prä­sen­ta­ti­on wird den Män­ner-​Künst­lern und ihrem Frau­en­bild Gel­tung ver­schafft, die Bil­der wer­den im Wert stei­gen, wovon nicht nur Mül­ler-​Samm­ler_in­nen, son­dern auch Samm­ler_in­nen an­de­rer Na­zikunst pro­fi­tie­ren und mit dem Ka­ta­log gibt es eine wei­te­re pseu­do­kri­ti­sche Pu­bli­ka­ti­on in den Re­ga­len der kunst­his­to­ri­schen Bi­blio­the­ken. Man wünscht sich an­ge­sichts der Aus­stel­lung über­holt ge­glaub­te Per­for­mance – In­ter­ven­tio­nen fe­mi­nis­ti­scher Künst­le­rin­nen und Ak­ti­vis­tin­nen aus den 1970er Jah­ren zu­rück. Denn es wird nicht mal ver­sucht, zu ver­schlei­ern, dass es sich um eine Aus­stel­lung von Män­nern für Män­ner han­delt. Diese Zeit­rei­se hin­ter alle er­run­ge­nen Stan­dards lässt sogar die in­for­mel­le Kunst der BRD der 1950er Jahre sym­pa­thisch er­schei­nen, die die Ge­gen­ständ­lich­keit ge­mie­den hat wie der Teu­fel das Weih­was­ser. Warum diese Ab­nei­gung gegen ge­gen­ständ­li­che Ma­le­rei einen durch­aus sinn­vol­len As­pekt hatte, das zeigt „Die Schö­ne und das Biest“. „It never rains in Ca­li­for­nia“, so der Di­rek­tor des Hau­ses über Mel Ramos´Ar­bei­ten – im po­li­ti­schen und his­to­ri­schen Be­wusst­sein der Ku­ra­to­ren scheint of­fen­bar eben­falls immer die Sonne.

  1. Bei Mül­ler han­delt es sich kei­nes­falls nur um einen an­ge­pass­ten Künst­ler, son­dern um eine ein­fluss­rei­che Per­sön­lich­keit der kul­tu­rel­len Ge­sell­schaft. 1933 wurde er zum Di­rek­tor der Aka­de­mie in Dres­den ge­wählt und nutze seine Po­si­ti­on, um Otto Dix von der Schu­le zu wer­fen. Als An­ti­se­mit und völ­ki­scher Kunst­leh­rer und Pu­bli­zist pro­pa­gier­te auf ver­schie­de­nen Wegen den „Ver­fall deut­scher Kunst“ durch den Ex­pres­sio­nis­mus. Chris­toph Zu­schlag, der Ex­per­te für das Thema „Ent­ar­te­te Kunst“, fin­det klare Worte über Mül­ler: „Er hat kräf­tig pro­fi­tiert und an­de­re ans Mes­ser ge­lie­fert.“ (nach Jür­gen Klein­dienst: Ein heik­ler Drei­er. Mel Ramos, Ri­chard Mül­ler und Wolf­gang Joop im Bil­der­mu­se­um. Leip­zi­ger Volks­zei­tung vom 11.​10.​2013) 

  2. „Es geht ja darum, in­wie­weit sich die weib­li­che Li­bi­do auf das Ani­ma­li­sche be­zieht.“ zit. nach dpa/Schau! Die Leip­zi­ger Mu­se­ums­zei­tung vom 21.​10.​2013 

  3. Auf einem ein­zi­gen Ge­mäl­de von Mel Ramos ist eine schwar­ze Frau zu sehen, die als Skla­vin einer nack­ten Wei­ßen auf­tritt, und als ein­zi­ge Ver­tre­te­rin des Bild­per­so­nals be­klei­det ist. Die­ses Bild ist eine Hom­mage an Manets „Olym­pia“, das in die ame­ri­ka­ni­sche Ge­gen­wart über­tra­gen mehr als frag­wür­dig ist. 

  4. Mel Ramos: „I tend to get the most flack from women who have flaws, who as I see it have vi­su­al flaws. Women who have, as I said, no flaws seem to enjoy my work.“ Paul Karl­strom in­ter­view­te Mel Ramos 1981 für Ar­chi­ve of Ame­ri­can Art. 

  5. Joop steu­ert für den Aus­stel­lungs­ka­ta­log einen Text mit dem Titel „Pro­fes­sor Ri­chard Mül­ler – Aus­gren­zer und Aus­ge­grenz­ter!“ bei. Die naive Ver­dre­hung der Ge­schich­te wird hier schon durch die von Joops Wunsch­den­ken pro­du­zier­ten Wi­der­sprü­che of­fen­bar: „Als Mensch und als Künst­ler ist Ri­chard Mül­ler ge­rad­li­nig sei­nen Weg ge­gan­gen. Diese Ge­rad­li­nig­keit hat ihn po­li­tisch und künst­le­risch ins Ab­seits ge­führt und der Will­kür der je­wei­li­gen Zeit und deren Prot­ago­nis­ten aus­ge­lie­fert.“ Wolf­gang Joop In: Die Schö­ne und das Biest. Leip­zig 2013, S.​101 ff. 

  6. So die Home­page des MdbK zur Aus­stel­lung. 

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